Waldviertler Karpfenteichwirtschaft ist landwirtschaftliches Weltkulturerbe

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Die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft erhielt seitens der Welternährungsorganisation (FAO) , der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, die höchste Auszeichnung für landwirtschaftliche Systeme und wurde zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe erklärt.

Karpfenzucht als nachhaltige Aquakultur

GIAHS ist eine zentrale Initiative im Bereich Klima, Biodiversität und Umwelt. Es würdigt und unterstützt traditionelle Agrarsysteme, die Biodiversität, kulturelles Erbe, resiliente Ökosysteme und nachhaltige Lebensgrundlagen vereinen. Die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft zeigt, wie nachhaltige Aquakultur im Einklang mit Natur, Kultur und Wirtschaft funktionieren kann.

Nachhaltige Fischzucht mit Tradition

Die Karpfenzucht im Waldviertel blickt auf über 900 Jahre Geschichte zurück und verbindet traditionelles Fischereihandwerk mit moderner, naturnaher Bewirtschaftung. Der Hauptfisch, der Waldviertler Karpfen, ist Leitprodukt, Aushängeschild oder gar Wappentier einer ganzen Region. Statt Massentierhaltung setzt man hier auf Qualität, Nachhaltigkeit und Artenvielfalt. Chemische Düngemittel und Antibiotika werden bewusst vermieden – für den Erfolg sorgen Erfahrung, Wissen und viel Fingerspitzengefühl – ein echtes Vorzeigemodell nachhaltiger Landwirtschaft mit globaler Strahlkraft.

Nach dem Laichen im Mai dauert es rund vier Jahre, bis aus winzigen Jungkarpfen stattliche Speisefische mit 2–3 kg Gewicht heranwachsen. Die Karpfen leben in weitläufigen Teichen, ernähren sich vorwiegend von natürlichem Plankton und Bodentieren. Nur ein geringer Teil wird mit regionalem Getreide zugefüttert – ganz ohne Fischmehl oder Fischöl.

Das Highlight: Abfischfeste im Herbst

Ein besonderer Moment ist das alljährliche Abfischen im Herbst. Dabei wird das Wasser aus den Teichen abgelassen und die Fische werden per Hand und Netz an den Wasserrand gezogen. In sogenannten Hälterungen – kleine Frischwasserbecken – bleiben die Karpfen lebendig und können jederzeit frisch verkauft werden, auch zur Weihnachtszeit. Ein Publikumsmagnet ist beispielsweise das Waldviertler Abfischfest am Bruneiteich bei Heidenreichstein. Tausende Besucher erleben das traditionelle Abfischen hautnah, erhalten Einblicke in die Teichwirtschaft und genießen regionale Karpfenspezialitäten. Fachinformationen bietet der NÖ Teichwirteverband direkt vor Ort.

Waldviertler Karpfenwirte – Genuss trifft Regionalität

Die Waldviertler Karpfenwirte sind ein kulinarisches Netzwerk, das eng mit der heimischen Teichwirtschaft verbunden ist. Nur Betriebe, die streng definierte Kriterien erfüllen – wie der Bezug von garantiert regionalem Karpfen und das ganzjährige Anbieten von Karpfengerichten – dürfen dieses Qualitätssiegel führen. Diese enge Zusammenarbeit zwischen Gastronomie und Teichwirten garantiert höchste Frische, kurze Lieferwege und gelebte Regionalität auf dem Teller.

Teiche als ökologische Multitalente

Die Karpfenteiche erfüllen weit mehr als nur einen wirtschaftlichen Zweck: Sie sind wichtige Lebensräume für bedrohte Arten, wirken temperaturausgleichend auf das Mikroklima und tragen zur Biodiversität, Wasserspeicherung und Hochwasserschutz bei. Als ökologische Hotspots sind sie unverzichtbar für eine intakte Kulturlandschaft.

Damit Teiche diese Funktionen erfüllen können, braucht es Pflege und Erfahrung. Nur durch eine aktive Teichwirtschaft bleiben diese wertvollen Ökosysteme und der hochwertige Waldviertler Karpfen langfristig erhalten.